Ein ganz besonderes Projekt

Im Jahr 2014 lernte ich Miriam Friedmann kennen. Nach einer öffentlichen Veranstaltung sprach sie mich an. Sie äußerte den Wunsch, einen Film über ihre jüdische Familie drehen zu lassen.

 

"Dankend" lehnte ich ab, wusste ich doch über die viele Arbeit, die so ein Projekt mit sich bringt. Aber sie konnte mich letztendlich doch von ihrer Idee begeistern. Daraus wurden vier Jahre intensiver Zusammenarbeit.

Natürlich war mit der Zeit auch meine Familie von dem "neuen Thema" betroffen, das mich manchmal Tag und Nacht beschäftigte. Vieles hatten Miriam und ihr Mann Friedhelm da schon zusammengetragen. Aber es gab noch viel neues zu erforschen.

Das Ehepaar Dr. Friedhelm Katzenmeier und Miriam Friedmann M.A. (vorne) und Josef Pröll
Das Ehepaar Dr. Friedhelm Katzenmeier und Miriam Friedmann M.A. (vorne) und Josef Pröll

 

In den Archiven sind die Mitarbeiter*innen inzwischen fleißige Helfer und unterstützten uns mit ihrer Kompetenz und gutem Fachwissen. Das habe ich auch schon anders erlebt. Vor vielen Jahren hatte man noch das Gefühl, mit seinen Fragen, eher lästig zu sein.

 
Oft traf ich mich mit Miriam und Friedhelm. Selten verbrachten wir unsere gemeinsame Zeit privat und "gemütlich", meistens saßen wir in Archiven. Dabei entwickelte sich eine Freundschaft, die ich nicht mehr missen will.

 

Gleichzeitig mussten wir uns um finanzielle Mittel kümmern. Alleine konnten wir das Projekt nicht umsetzen. Viele Organisationen, Einzelpersonen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wurden angeschrieben. Diese Aufgabe hatte vorwiegend Miriam übernommen. (Siehe Förderer >>)

2017 stieß Dr. Bernhard Lehmann zu unserem kleinen Team. Seine langjährige Fachkompetenz als Historiker erwies sich als besonders hilfreich, wenn es um Beschaffung und Auswertung von Dokumenten ging.

Während ich mich um die Filmarbeiten kümmern konnte, besorgte Bernhard die noch fehlenden Dokumente oder brachte schon vorhandene Unterlagen in den richtigen Zusammenhang. Wir führten gemeinsam Interviews durch und besuchten Archive. Die Aktenlage wurde immer umfangreicher. Jetzt erforschten wir auch die Namen der Täter, die mit unserer Recherche im Zusammenhang standen.

In der Zwischenzeit begann für mich die spannende und aufregende Arbeit das Komplexe auf das Wesentliche zu reduzieren. Anschließend verfasste ich die Kommentartexte.
Sechs Monate dauerte es, bis alles in der Entwurffassung fertig war und zur ersten Korrektur unserer Redaktion vorgelegt werden konnte. Nach drei weiteren Korrekturvorgängen war es so weit: Die erste Sichtung des Films. Hatte ich die richtige Auswahl getroffen? War die Zielvorstellung umgesetzt?
  

Die Arbeiten an diesem Film kosteten, vermutlich nicht nur mich, viele schlaflose Nächte und Energien. Jede Information schien wichtig. Schließlich geht es um Menschen und ihr Schicksal. Und über allem stand auch die Frage: Was ist wichtig um diese Geschichte in die Gegenwart zu tradieren? Erinnerung und Gedenken allein waren uns zu wenig.

Nach mehr als vier Jahren müssen "nur noch" unsere Zuschauer*innen entscheiden, ob unser Projekt tatsächlich wichtig und sehenswert ist.

 

Herzlichen Dank allen die geholfen haben, besonderen Dank Miriam, Friedhelm und Bernhard, aber auch an Doris, meine Frau und meinen erwachsenen Kindern, die immer wieder helfen mussten und mich in der ganzen Zeit ertragen haben.  :-))

 

 Josef Pröll